Männerrunden

Gesprächskreise über Liebe, Sexualität und den Umgang mit Grenzen – in Zusammenarbeit mit mannigfaltig e. V., Hannover. Der Verein „mannigfaltig“ ist eine Fach- und Beratungsstelle rund um das Thema „Jungen und Männer“. Neben vertraulicher Beratung sowie Projekt- und Fortbildungsarbeit bietet der Verein die Projekte „Jungen stärken“ (Selbstbehauptung) und „Lebensplan“ (Sexualität und Beziehung) an.


Seit November 2018 bietet der Verein in Kooperation mit den Wohnhäusern in Stadthagen, Bückeburg und Hameln „Männerrunden“ an. Sie finden an vier Terminen im Abstand von jeweils einer Woche statt.

In diesem von der Aktion Mensch geförderten Projekt können Männer in vertraulicher Runde über ihre Erfahrungen und Fragen reden, die mit Sexualität, Beziehung und Selbstbehauptung zu tun haben. Der Begriff „Selbstbehauptung“ soll dabei weniger mit „sich durchsetzen“ gleichgesetzt werden, sondern meint eine Stärkung der Selbstsicherheit. Dazu kann es auch gehören, sich mal nicht „durchzusetzen“, sondern z. B. eigene Grenzen zu spüren und wertzuschätzen und sich vielleicht auch mal zurückzuhalten oder Unterstützung zu holen. Es kann dabei um vielerlei Situationen gehen – auch z. B. um Fragen zu den Bereichen „Sexualität“, „Beziehung aufbauen und gestalten“.

Im Wesentlichen sind es bislang vor allem folgende Aspekte, die den Männern gut tun und die sie wertschätzen:

  • Austausch – Die Männer können hören, wie es anderen Männern geht. Ganz wichtig ist uns dabei immer wieder, genau und intensiv auf Gefühle einzugehen. Unsere Gefühle sind in der Regel die Antriebskräfte unserer Handlungen und können sehr verschieden sein. Es ist für die Männer etwas Neues, unter Männern darüber zu reden und zu hören, welche ähnlichen oder welche unterschiedlichen Gefühle in verschiedenen Situationen bei Männern ausgelöst werden können. Gerade die Vielfalt unterschiedlicher Umgangsweisen kann hier öffnend und fördernd wirken, auch schon ohne Kommentare seitens der Kursleitung.
  • Vertraulichkeit – Der Rahmen der Vertraulichkeit ist den Männern sehr wichtig. Er stellt sozusagen einen Rahmen zur Verfügung, um Dinge zu erzählen, die an anderer Stelle (und schon gar nicht im Wohnheim oder vor Mitarbeitern*innen der PLSW) gesagt werden wollen/können.
     
  • „Mal offen unter Männern“ über schwierige Themen reden – Die Gesprächsform „unter Männern“ sorgt für eine Stärkung der Vertraulichkeit. Dabei kann auch zur Sprache kommen, dass das Gespräch anders verläuft, als wenn Frauen dabei wären. Das bedeutet nicht, dass es „besser“ ist, oder dass Männer „besser“ miteinander reden als Frauen. Außerdem fühlen die Männer sich ernst genommen, wenn andere Männer (oder die beiden Leiter der Gruppe) ihnen vorbehaltlos zuhören.
     
  • Selbstbestimmung der Themen – Die beiden Gruppenleiter greifen Themen auf, die die Männer in den ersten Treffen einbringen. Die Themenbereiche „Sexualität“ und „Beziehung“ werden darüber hinaus auf jeden Fall auch von den Leitern vorgeschlagen und bislang gerne angenommen. Gleichzeitig bieten die Anfangsrunden der Treffen auch immer wieder die Möglichkeit, aktuelle Fragen und Themen zu besprechen.
     
  • Wissen (Sexualität) – Das Thema „Sexualität – Verhütung“ sorgt bislang dafür, dass die Männer eine große Wissbegier zeigen und gerne dazulernen. Es ist gut zu sehen, dass sie auch in diesem Tabu-Bereich offene Fragen stellen können. Auch stellt die Anforderung, weitestgehend selbständig mit sexuellen Themen und mit sich selber umgehen zu können, für Personen, die oftmals Fremdbestimmung erfahren haben, eine besondere Herausforderung dar.

Einerseits genießen die Männer die Vertraulichkeit, die Offenheit und die Ernsthaftigkeit untereinander. Andererseits fällt es ihnen manchmal schwer, eigene Positionen zu reflektieren oder sie gar zu verändern.

Die Männer fühlen sich letztendlich dadurch gestärkt, dass Vieles gesagt und vorbehaltlos gehört werden kann. Es wird dabei nicht Alles hingenommen, es wird auch untereinander widersprochen. Genau das ist der Kern der Kurse: das offene Gespräch untereinander lernen bzw. stärken. Und das haben die Männer schnell angenommen und schätzen gelernt. Recht schnell hatten wir den Eindruck, dass der Nachmittag ein „selbstverständlicher“ regelmäßiger Termin für die Männer war.

Der geschützte Raum – unter sich zu sein und der Rahmen einer angeleiteten Runde – war für die Männer letztendlich ein Raum für die Bestärkung in ihrer Selbstsicherheit. Es tut den Männern gut, solche Räume nutzen zu können.

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